Neue Publikation zu Verdichtung rund um Bahnhöfe

Elena Lutz, Michael Wicki und David Kaufmann haben einen neuen Artikel in Environment and Planning B: Urban Analytics and City Science veröffentlicht. Darin werden die Auswirkungen der Verdichtung auf die sozioökonomische Zusammensetzung der Bevölkerung in der Umgebung von Bahnhöfen im Kanton Zürich (Schweiz) untersucht. Der Artikel zeigt, dass Ersatzneubauten die Ungleichheit beim Zugang zu Wohnraum und öffentlichen Verkehrsmitteln erhöhen.

Verdichtung ist ein Schlüsselkonzept in der Stadtplanung. Allerdings gibt es Bedenken, dass Verdichtung durch Ersatzneubauten zu Verdrängung führen kann (siehe dazu auch den Bericht «Mehr Wohnraum für alle?»). Die aktuelle Publikation untersucht Verdichtung rund um Bahnhöfe im Kanton Zürich. Dabei handelt es sich um eine gängige Form von Transit-oriented Development (TOD) in Städten mit bereits gut ausgebauten öffentlichen Verkehrssystemen. Die Publikation analysiert die Auswirkungen der Verdichtung auf die sozioökonomische Zusammensetzung der Bevölkerung und untersucht drei Formen der direkten und indirekten Verdrängung:

- Verdrängung aufgrund von Ersatzneubauten
- Verdrängung aufgrund von Nachbarschaftsveränderung
- Verdrängung, wenn ärmere Haushalte nicht mehr eine Nachbarschaft beziehen können

Um zu verstehen, wie sich Neubauten darauf auswirken, wer in der Gehdistanz von S-Bahnstationen wohnt, nutzen die Autor:innen 1,8 Millionen Beobachtungen zu den Einkommen und der Wohnsituation aller Personen im Kanton Zürich, die in einem Umkreis von 500 Metern um einen der untersuchten Bahnhöfe leben. Die Studie verwendet Regressionsanalysen, um die Beziehung zwischen baulicher Verdichtung und dem Zu- und Wegzug verschiedener sozioökonomischer Gruppen zu quantifizieren.

Verdichtung Bahnhöfe
Untersuchte Bahnhöfe im Kanton Zürich (Lutz, Wicki and Kaufmann 2024)

Die Ergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen von Verdichtung auf den Zugang zum öffentlichen Nahverkehr für ärmere Haushalte komplex sind. Obwohl Verdichtung die absolute Zahl der Einwohner:innen mit niedrigem Einkommen erhöht, profitieren relativ gesehen vor allem Haushalte mit mittleren und hohen Einkommen. Insbesondere sinkt der Anteil der Einwohner:innen mit niedrigem Einkommen, weil mehr Personen mit hohem Einkommen in die Gebiete rund um Bahnhöfe ziehen. Zusätzlich besteht für ärmere Bewohner:innen ein erhöhtes Risiko der direkten Verdrängung aufgrund von Wohnungsabrissen. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Grenzen von TOD-Strategien, die anhaltenden sozioökonomischen Ungleichheiten in der Wohnsituation und der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu mildern. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit von sozialen Begleitmassnahmen in Orten mit starker baulicher Verdichtung.

Die Publikation ist Open Access unter externe Seite diesem Link verfügbar. 

Weitere Informationen zu den sozioökonomischen Auswirkungen von Verdichtung im Kanton Zürich sind hier zu finden. 

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