Städte für Migration
Städte weltweit spielen eine bedeutende Rolle für Migrant:innen auf der Flucht. Das Projekt «Städte für Migration» erforscht daher Stadtpolitiken und -strategien, die darauf abzielen, Migrant:innen (Von Asylsuchenden zu Sans-Papiers) zu unterstützen und deren Alltag zu erleichtern. Stadtverwaltungen sehen dabei oftmals eine Dringlichkeit in der politischen Unterstützung von Geflüchteten im urbanen Raum. Denn Menschen mit Fluchthintergrund gestalten den städtischen Alltag mit und stellen einen wichtigen Teil der urbanen Gemeinschaft dar. Manche Stadtverwaltungen gehen soweit, dass sie sich entweder weigern, den nationalen Vorgaben hinsichtlich Migrationsfragen nachzukommen oder diese schlicht übergehen. Die Rolle von Stadtpolitik im Kontext von Migration beschreibt daher einen relevanten und aktuellen Forschungsschwerpunkt.
Einleitung
Weltweit setzen sich Städte dafür ein, die Rechte von Migranten zu erhalten und zu erweitern. In den letzten Jahren machten Bezeichnungen wie "sanctuary cities", "urban citizenship", "solidarity cities", "refuge cities" und "welcoming cities" diese stadtpolitischen Aktivitäten kenntlich. Dieser Einsatz vonseiten der Stadtpolitik stösst oftmals auf Kritik, da sie dazu tendiert, eine konfrontative oder zumindest polemische Haltung gegenüber Nationalstaaten einzunehmen. Während zivilgesellschaftliche Organisationen und sogenannte Grassroots-Bewegungen mit Diskursen und Praktiken der Solidarität mit Migrant:innen experimentieren, können lokale Sympathieträger: innen diese in vollwertige politische Programme umsetzen.
Die Auseinandersetzung zwischen städtischer und nationaler Politik gilt insbesondere für stadtpolitische Bemühungen zur Unterstützung von Migrant:innen ohne Papiere, sogenannte Sans-Papiers. In Zeiten einer strengeren nationalen Politik gegenüber Sans-Papiers im Globalen Norden, entwickeln die Städte eine Vielzahl von Maßnahmen und Praktiken, um deren prekäre Situation zu verbessern. Städte nehmen diese Hürden in Kauf, da sie sich als alternativer Raum für die wirtschaftliche, soziale und politische Zugehörigkeit aller Stadtbewohner:innen (unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus) verstehen.
Das Projekt
Ziel des Forschungsprojektes sind die Dokumentation und der Vergleich von europäischen Stadtpolitiken, die progressiv Menschen mit Migrationshintergrund unterstützen. Dazu vergleicht das Projekt die fünf Städte Barcelona, Mailand, München, Genf und Zürich. Neben den fünf Fallstudien beinhaltet die Studie zudem eine beschreibende Analyse von Stadtpolitiken für Migrant:innen in den 95 grössten Städten Europas. Basierend auf einer umfassenden Datenerhebung und -kategorisierung zeigen die Resultate, dass Unterschiede bestehen zwischen einer städtischen Politik, die einen (sichereren) Status gewährt, und einer Politik, die den Zugang zu städtischen Dienstleistungen erleichtert.
Die Analyse (basierend auf sowohl qualitativen als auch quantitativen Methoden) unterstreicht, dass sich die Status-Politik Diskretion zu eigen macht, während Dienstleistungs-Politik von der Verfügbarkeit lokaler Ressourcen abhängt. Nichtsdestotrotz gibt es keine vereinfachten Erklärungsansätze für die beobachtete politische Vielfalt, die das Ergebnis ortsbezogener und pfadabhängiger städtischer Politikgestaltung ist.
Publikationen
Bazurli, Raffaele, and David Kaufmann. 2022. externe Seite Insurgent Asylum Policies in European Cities: A Multi-Level Governance Perspective. Urban Affairs Review. Early Online.
Kaufmann, David, Nora Räss, Dominique Strebel and Fritz Sager. 2022. externe Seite Sanctuary Cities in Europe? A Policy Survey of Urban Policies in Support of Irregular Migrants. British Journal of Political Science 52(4):1954–1963.
***Open Access***
Kaufmann, David and Dominique Strebel. 2021. externe Seite Urbanizing Migration Policy-Making: Urban Policies in Support of Irregular Migrants in Geneva and Zürich. Urban Studies 58(4): 2991-3008.
– Blog post De Facto [in German]
Kaufmann, David. 2019. externe Seite Comparing urban citizenship, sanctuary cities, local bureaucratic membership, and regularizations, Public Administration Review 79(3): 443–446.
Team
Stellvertretender Leiter Inst. f. Raum- und Landschaftsentw. / Leiter Netzwerk Stadt u. Landschaft ARCH u BAUG
Raumentwicklung und Stadtpolitik
Stefano-Franscini-Platz 5
8093
Zürich
Schweiz
Ehemalige Mitarbeitende
Dominique Strebel
Partners
externe Seite Raffaele Bazurli, Queen Mary University of London
externe Seite Fritz Sager, University of Bern