Sozioökonomische Segregation in Städten


Die räumliche Segregation verschiedener sozioökonomischer Gruppen steigt in vielen Städten der Welt. Dies erschwert den Zugang zu lokalen öffentlichen Gütern, wie guten Schulen für ärmere Haushalte und untergräbt die soziale Mobilität. Diese Dissertation untersucht, wie Stadtplanungsmassnahmen dazu beitragen können, die sozioökonomischen Segregation in Städten zu verringern.

  • Im ersten Teil der Dissertation wird untersucht, wie sich Zonenplanänderungen auf Mietpreise und die sozioökonomische Segregation zwischen verschiedenen Stadtvierteln auswirken. Konkret werden die Auswirkungen von Innenverdichtungsmassnahmen am Beispiel von Zürich untersucht. Dazu werden detaillierte geokodierte Paneldaten zu Zonenplänen, Mieten und Haushalten verwendet.
  • In einem zweiten Projekt werden Handydaten für Kolumbien verwendet, um die sozioökonomische Segregation in öffentlichen Räumen des täglichen Lebens wie Cafés, Parks oder Fitnessstudios zu untersuchen. Das Projekt untersucht auch ob der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln die Wahrscheinlichkeit erhöht, Personen aus anderen sozioökonomischen Gruppen zu treffen.

Einleitung

Sozioökonomische Segregation ist "die geografische Manifestation von Einkommensungleichheit". Deshalb spiegelt sich die steigende Einkommensungleichheit in vielen Volkswirtschaften in einer wachsenden sozioökonomischen Segregation in Städten wider. Beispielsweise nahm die sozioökonomische Segregation in New York und Philadelphia im Zeitraum 1970-2010 um 40 % zu (Mijs & Roe 2021). Auch in anderen amerikanischen und europäischen Städten sowie in Lateinamerika nahm die Segregation zu. Diese steigende sozioökonomische Segregation hat zahlreiche negative Folgen: Segregation untergräbt den fairen Zugang zu lokalen öffentlichen Gütern, wie guten Schulen oder Parks. Dies wiederum untergräbt die soziale Mobilität und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Daher ist es wichtig zu wissen, was der Staat tun kann, um dem Trend der zunehmenden sozioökonomischen Segregation in Großstädten entgegenzuwirken.

Vor diesem Hintergrund untersucht diese Dissertation, wie sich konkrete stadtplanerische Maßnahmen auf die sozioökonomische Segregation in Städten auswirken. Dies ist interessant, da die Stadtplanung für die Wohnortswahl reicher und armer Haushalte in Städten von zentraler Bedeutung ist. Ausserdem ist die Stadtplanung für Kommunalverwaltungen häufig das wichtigste Instrument zur Bekämpfung sozioökonomischer Segregation, da andere Instrumente in die Zuständigkeit der Landes- oder Bundesregierungen fallen. Ausserdem werfen neue Entwicklungen in der Stadtplanung wie das Paradigma der Innenentwicklung neue Fragen zur urbanen Segregation auf. Gleichzeitig ermöglichen neue Datensätze basierend auf Web-Scraping oder der GPS-Ortung von Mobiltelefonen eine detailliertere Untersuchung der Auswirkungen von Stadtplanungsmassnahmen.

Urban segregation in Santa Fe
Urban segregation in Santa Fe © Oscar Ruiz

Das Projekt

Diese Dissertation untersucht die Auswirkungen von Innenentwicklung und Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr auf die sozioökonomische Segregation in Zürich (Schweiz) und Bogotá (Kolumbien). Das Projekt verwendet räumliche Daten und statistische Causal Inference Methoden. Das Forschungsprojekt besteht aus zwei Blöcken:

Verdichtung und Segregation in Zürich

  • Forschungsfrage: Wie wirken sich Innenentwicklungsmassnahmen auf Mietpreise und Einkommenssegregation im Kanton Zürich aus? Führt Innenverdichtung dazu, dass alte bezahlbare Wohnungen durch neue, teure Wohnungen ersetzt werden und dadurch die Mietpreise steigen, und ärmere Haushalte verdrängt werden?
  • Methoden: Das Projekt analysiert Daten zu Zonenplänen, Bautätigkeit, Mietpreisen sowie Haushaltsdaten zu Einkommen, Bildung und Umzugsentscheidungen. Die Forschenden verwenden Differenz-in-Differenzen-Regressionen, um den kausalen Effekt von Zonenplanänderungen auf Mieten und sozioökonomische Segregation zu schätzen. Ein Projektteil untersucht bestimmte Bahnhöfe anhand von Fallstudien genauer.
  • Vorläufige Ergebnisse: Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass Innenverdichtung im Schnitt nicht zu einem schnelleren Anstieg der Mieten in verdichteten Gebieten im Vergleich zu ähnlichen nicht verdichteten Gebieten führt. Dies variiert jedoch stark zwischen unterschiedlichen Stadtvierteln: Wenn ein Viertel anfänglich einkommensschwach, aber zentral und gut angebunden ist, dann führt Innenverdichtung zu steigenden Mieten. Dies zeigt, dass die Auswirkungen des neuen Planungsparadigmas der Innenentwicklung sehr unterschiedlich sein können und dass ärmere Viertel zusätzliche Maßnahmen benötigen, um lokale Mietsteigerungen zu vermeiden.


Segregation im öffentlichen Raum in Bogotá

  • Forschungsfrage: Dieses Projekt untersucht Segregation nach Einkommen und Geschlecht in öffentlichen und halböffentlichen Räumen wie Restaurants, Parks oder Bushaltestellen am Beispiel von Bogotá. Welche Personen erleben die meiste Segregation in ihrem Alltag? Und erlaubt ein guter Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln Personen mit niedrigem und mittlerem Einkommen mehr Begegnungen mit Individuen andere sozioökonomischer Gruppen?
  • Methoden: GPS-Daten von Mobiltelefonen und Google-Daten zu Points of Interest werden genutzt, um zu untersuchen, ob und wann eine Person sich gleichzeitig mit Personen aus einer anderen sozioökonomischen Gruppen oder einem anderen Geschlecht in öffentlichen und halböffentlichen Räumen aufhält. Zuerst dokumentieren wir allgemeine Muster dieser Art der Segregation in Bogotá. Anschliessend wird untersucht, ob vergleichbare Personen, die in Gebieten mit gutem Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln leben, einen weniger segregierten Alltag führen als Personen in Gebieten mit schlechtem Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln.

Partner

MIT Center for Real Estate

Simon Büchler (MIT Center for Real Estate)

Neave O’Clery (UCL CASA)
Samuel Heroy (University of Oxford)


Mitarbeitende

Doctoral Candidate

Elena Lutz
  • HIL H 29.2
  • +41 44 633 34 27

Raumentwicklung und Stadtpolitik
Stefano-Franscini-Platz 5
8093 Zürich
Schweiz

Elena Lutz

Supervisor

Prof. Dr. David Kaufmann
Assistenzprofessor am Departement Bau, Umwelt und Geomatik<br>Stellvertretender Leiter Inst. f. Raum- und Landschaftsentw. / Leiter Netzwerk Stadt und Landschaft D-ARCH
  • HIL H 29.3
  • +41 44 633 94 84

Raumentwicklung und Stadtpolitik
Stefano-Franscini-Platz 5
8093 Zürich
Schweiz

Prof. Dr.  David Kaufmann

Researcher

Dr. Michael Wicki
Dozent<br>
  • HIL H 31.2
  • +41 44 633 49 74

Raumentwicklung und Stadtpolitik
Stefano-Franscini-Platz 5
8093 Zürich
Schweiz

Dr.  Michael Wicki
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