Co-Creating Mobility Hubs: Methoden zur Abschätzung sozialer Ansprüche
Dieses Forschungsprojekt war Teil eines interdisziplinären Projekts der SBB, der ETH Zürich und der EPF Lausanne und wurde 2023 abgeschlossen. Es untersucht die mögliche Umwandlung von Bahnhöfen in sogenannte Mobilitätsdrehscheiben. Mit der zukünftigen Entwicklung von schienengebundenen Verkehrsknotenpunkten zu intermodalen Mobilitätshubs sollen Hubs geschaffen werden, die den Anforderungen an eine hohe Aufenthaltsqualität und ein breites Dienstleistungsangebot für Kunden, die nicht mit der Bahn reisen, gerecht werden. Mobilitätsknotenpunkte könnten die Schnittstelle zwischen verschiedenen Verkehrsträgern, wie z.B. privaten und öffentlichen Eisenbahnsystemen, insbesondere in Vorstädten und regionalen Bevölkerungszentren verbessern. Das Verständnis der gegenwärtigen und die Vorwegnahme der künftigen gesellschaftlichen Anforderungen der verschiedenen Nutzergruppen ist für den Erfolg der Bemühungen um den Wandel von entscheidender Bedeutung.
Einleitung
Während die Entwicklung von Verkehrsknotenpunkten eine zentrale Massnahme zur Optimierung der Flächennutzung und damit zur Verdichtung städtischer Räume darstellt, können solche Projekte (lokalen) Widerstand hervorrufen und (lokale) öffentliche Debatten auslösen. Infolgedessen kann fehlende öffentliche Akzeptanz zu einer langsameren Umsetzung solcher Projekte führen. Die Sicherstellung der öffentlichen Akzeptanz und Unterstützung für die Verdichtung ist daher von entscheidender Bedeutung für die Umgestaltung von Verkehrsknotenpunkten, insbesondere in Metropolregionen. Die beiden in diesem Kapitel entwickelten Methoden helfen dabei, sowohl die Bedürfnisse der Nutzenden und Anwohnenden als auch mögliche Auswirkungen frühzeitig zu erkennen. Dieses Projekt konzentrierte sich daher auf zwei zentrale Forschungsfragen und damit einhergehend auf zwei zu entwickelnde Methoden zur Bewertung gesellschaftlicher Bedürfnisse:
- Erhebung gesellschaftlicher Bedürfnisse: Was sind die Anforderungen der (potenziellen) Nutzer von Mobilitätsdrehscheiben? Ziel war es, verschiedene Funktionen von Verkehrsknotenpunkten und deren Gestaltung aus Sicht der Nutzer:innen abzuwägen und zu bewerten.
- Analyse der Spillover-Effekte auf die Gesellschaft: Was sind mögliche Spillover-Effekte von Mobilitätsknotenpunkten auf umliegende (städtische) Gebiete? Untersucht wurden die Auswirkungen von Aufzonungen und Angebotsausweitungen auf das Umland von entstehenden Mobilitätsknotenpunkten.
Das Projekt
Der (Stadt-)Raum in der Schweiz und das gesellschaftliche Gefüge werden von keiner Infrastruktur so sehr geprägt wie von Bahnhöfen. Bei der Entwicklung von Bahnhöfen zu Mobilitätsdrehscheiben geht es also nicht nur um die Erneuerung von Gebäuden, Raumstrukturen und Funktionen. Vielmehr umfassen solche Entwicklungen auch das Umfeld von Mobilitätsknotenpunkten, insbesondere den öffentlichen Raum und das soziale Gefüge. Mobilitätsknotenpunkte sind somit nicht nur für die Entwicklung des schienengebundenen Verkehrs und der intermodalen Mobilität von Bedeutung, sondern auch für die räumliche Entwicklung von Regionen, Städten und Gebieten.
Diese Veränderungen betreffen nicht nur die Bahnhöfe selbst, sondern auch die sie umgebenden städtischen Gebiete und folglich auch deren Bewohner. Ein Mobilitätsknotenpunkt ist also mehr als eine Ansammlung von technischer Infrastruktur und ist Teil eines grösseren soziotechnischen Systems. Vor dem Hintergrund eines besseren Verständnisses der Frage, ob Mobilitätsknotenpunkte städtische Gebiete sowohl bei der Verdichtung als auch bei der Dekarbonisierung unterstützen können, konzentriert sich diese Forschungsaufgabe daher auf drei Hauptforschungsfragen
- Welche Anforderungen stellen die derzeitigen Nutzer/Nutzergruppen an Mobilitätsknotenpunkte, insbesondere aus gesellschaftlicher Sicht?
- Wie können Mobilitätsknotenpunkte das Mobilitätsverhalten verändern, insbesondere von Personen, die überwiegend auf ihr Auto angewiesen sind?
- Was sind mögliche Spillover-Effekte von Mobilitätsknotenpunkten auf die umliegenden Stadtgebiete?
In diesem Projekt wurden unter anderem Befragungsexperimente rund um die drei Bahnhöfe Bern Wankdorf, Ostermundigen und Nyon im Jahr 2021 durchgeführt. Ziel des Forschungsprojekts war es, die Anforderungen an zukünftige Bahnhöfe zu ermitteln. In der Befragung wurden Fragen zu den Einstellungen der Befragten zum Angebot am jeweiligen Bahnhof, zu ihrem Mobilitätsverhalten und zu ihrer Person gestellt. Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen und der Abschlussbericht ist auf Anfrage erhältlich. Die Ergebnisse der Umfrage sind weiter unten zu finden.
Publikationen und Downloads
Wicki, M., Hauller, S., Bernauer, T., & Kaufmann, D. (2022). Co-Creating Mobility Hubs (CCMH) – Ein transdisziplinäres Forschungsprojekt der SBB zusammen mit der ETH Zürich und der EPF Lausanne. Download Resultate der Umfrage zu gesellschaftlichen Anforderungen (PDF, 1.7 MB)
Aebischer et al. (2022). Co-Creating Mobility Hubs (CCMH) – Ein transdisziplinäres Forschungsprojekt der SBB zusammen mit der ETH Zürich und der EPF Lausanne. ETH Research Collection. externe Seite https://doi.org/10.3929/ethz-b-000549806
Wicki, M., Hauller, S., Bernauer, T., & Kaufmann, D. (2024). Beyond a transport node? What residents want from transforming railway stations. European Planning Studies, 32(1), 1–23. externe Seite https://doi.org/10.1080/09654313.2023.2236145
Lutz, E., Wicki, M., & Kaufmann, D. (2024). Creating inequality in access to public transit? Densification, gentrification, and displacement. Environment and Planning B: Urban Analytics and City Science, 0(0). externe Seite https://doi.org/10.1177/23998083241242883
Mitarbeitende
Researcher
Schweiz
Co-Principal Investigator
Stellvertretender Leiter Inst. f. Raum- und Landschaftsentw. / Leiter Netzwerk Stadt u. Landschaft ARCH u BAUG
Raumentwicklung und Stadtpolitik
Stefano-Franscini-Platz 5
8093
Zürich
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