Nachhaltige Stadtentwicklung in Städten nach Mega-Events
Globale Mega-Events wie die Olympischen Spiele und die Fußballweltmeisterschaft sind mehr als nur Sport: Sie sind Milliardengeschäfte, die massive Stadtentwicklungsprojekte verbinden mit politischen Bestrebungen auf der Weltbühne. Mit einigen wenigen bemerkenswerten Ausnahmen verschwinden Mega-Events nach der Abschlusszeremonie aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Relevante Fragen zu den Auswirkungen solcher Veranstaltungen sind noch immer nicht ausreichend erforscht und theoretisch untersucht. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Debatten über nachhaltige Stadtentwicklung - und die Rolle von Mega-Events bei der Erreichung dieser Ziele - untersucht dieses Projekt, wie sich die Mega-Events greifbar und weniger greifbar auf Städte und Gesellschaften auswirken, sobald dort das globale Rampenlicht erloschen ist.
Einleitung
Trotz ihrer Kontroversen erfreuen sich Mega-Events weltweit anhaltender Beliebtheit. Ungeachtet des lokalen Kontexts folgen ihre Planung und Durchführung meist ähnlichen Mustern. In der Regel versprechen Organisator:innen und politische Entscheidungsträger:innen, dass die Ausrichtung von Mega-Events eine Fülle finanzieller, infrastruktureller, politischer und sozialer Vorteile mit sich bringe und letztlich die Ziele der Gastgeber:innen im Hinblick auf nachhaltige Städte und Gesellschaften gefördert würden. Im Gegensatz dazu warnen Kritiker:innen, dass Mega-Events eine Litanei sozialer, räumlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Katastrophen für die Städte darstellen. Sobald das Mega-Event vorbei ist, wendet sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit der nächsten Gastgeberstadt zu, wo die gleichen Debatten erneut beginnen. Es besteht die Notwendigkeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen und die materiellen und immateriellen Nachwirkungen der Ausrichtung von Mega-Events zu erforschen.
Dieses Projekt widmet sich dieser Problemstellung, indem es die Städte und Gesellschaften von Mega-Events nach dem globalen Rampenlicht erforscht. Es stützt sich auf interdisziplinäre Zusammenarbeit und Forschungsaufenthalte mit Expert:innen an schweizerischen und internationalen Institutionen, wobei das Zusammenspiel zwischen lokalen Besonderheiten und globalen Mustern berücksichtigt wird. Es erweitert unser Wissen nicht nur über frühere Austragungsstädte und -gesellschaften, sondern ist auch auf künftige Ereignisse anwendbar. Das Projekt ist besonders relevant für Wissenschaftler:innen, Bürger:innen, politische Entscheidungsträger:innen und Organisator:innen von Veranstaltungen, die den Nutzen von Mega-Events maximieren und negative Auswirkungen vermeiden wollen.
Das Projekt
Dieses Projekt soll eine Antwort auf die Frage geben: Wie wirkt sich die Ausrichtung von Mega-Events längerfristig auf Städte und Gesellschaften aus? In diesem Rahmen untersucht das Projekt ehemalige Austragungsstädte von Mega-Events entlang zweier Dimensionen: nachhaltige Stadtentwicklung und Geopolitik. Dies sind zwei der zentralen Argumente, mit denen die Ausrichtung von Mega-Events auf der ganzen Welt legitimiert wird.
In der ersten Phase des Projekts werden aktuelle Daten zu zehn ehemaligen Austragungsorten gesammelt, die alle in der Post-Event Zeit nur unzureichend erforscht sind. Diese Daten werden in der weltweit ersten Datenbank für Nachwirkungen von Mega-Events zusammengestellt, um Muster in verschiedenen Fällen zu analysieren und letztlich die langfristigen Auswirkungen von Veranstaltungen zu verstehen. Die zweite Phase umfasst eine detaillierte Untersuchung von vier Fallstudienstädten aus der zweiten Reihe von Mega-Events, die alle noch nicht ausreichend erforscht sind. An der Schnittstelle zwischen den Infrastrukturen von Mega-Events und dem Alltagsleben werden in dieser Phase differenzierte Schlussfolgerungen darüber gezogen, was nach der Ausrichtung von Mega-Events mit so genannten normalen Städten geschieht.
In beiden Phasen beinhaltet das Projekt eine Reihe von empirischen, theoretischen und methodologischen Innovationen. Es bietet eine vergleichende Untersuchung von bisher wenig erforschten ehemaligen Austragungsstädten, Gesellschaften und Veranstaltungen auf der ganzen Welt und arbeitet mit einem theoretischen Rahmen, der urbane Infrastrukturen und Interventionen von Mega-Events, Governance-Paradigmen, vorherrschende Narrative und das alltägliche Verhalten berücksichtigt. Das Forschungsdesign stellt Daten, die vor Ort generiert wurden (ethnografische teilnehmende Beobachtung, ExpertInnen- und AnwohnerInneninterviews, AnwohnerInnenbegehungen sowie partizipative Fotografie, Videografie und Geschichtenerzählen), Daten gegenüber, die aus der Ferne generiert wurden (Analyse von Veranstaltungsberichten, Regierungsdokumenten sowie traditionellen und sozialen Medien). Der theoretische Rahmen und der methodische Ansatz des Projekts ermöglichen einen kohärenten und aussagekräftigen Vergleich zwischen den ehemaligen Gastgeberstädten, wobei neue Muster, Verbindungen und vergleichende Entwicklungspfade erforscht werden.
Partner
externe Seite Prof. David Bissell
University of Melbourne, Australia
externe Seite Prof. Kenny Cupers
University of Basel, Switzerland
externe Seite Prof. Christopher Gaffney
New York University, USA
externe Seite Prof. Michael Gentile
University of Oslo, Norway
externe Seite Prof. Natalie Koch
Syracuse University, USA
externe Seite Prof. David McGillivray
University of the West of Scotland, UK
externe Seite Prof. Andrew Smith
University of Westminster, UK
Mitarbeitende
Principal Investigator
Raumentwicklung und Stadtpolitik
Stefano-Franscini-Platz 5
8093
Zürich
Schweiz