Stadt-Land-Beziehungen in der Raumplanung: Eine vergleichende Analyse europäischer intermediärer Städte


In diesem Dissertationssprojekt wird untersucht, wie Stadt und Land in der Raumplanung zusammenarbeiten, wobei der Schwerpunkt auf mittelgroßen (sogenannten intermediären) Städten in Europa liegt. Ziel des länderübergreifenden, vergleichenden Forschungsprojekts ist es zu untersuchen, inwieweit Stadtverwaltungen einen integrierten Ansatz der Raumentwicklung verfolgen, der die vielfältigen physischen und funktionalen Verflechtungen (Stadt-Land-Beziehungen) berücksichtigt, die typischerweise zwischen städtischen Zentren und ihren peri-urbanen und ländlichen Nachbargemeinden bestehen. Ein weiteres theoretisches Ziel des Dissertationsprojekts besteht darin, die disziplinäre Lücke zwischen der Raumplanung und der politikwissenschaftlichen Literatur zum Mehrebenenmanagement (multi-level governance) zu schließen. Es wird ein theoretischer Erklärungsrahmen entwickelt und getestet, um Unterschieden in den Ansätzen zu erklären, die europäische Städte in Hinblick auf Stadt-Land-Beziehungen in der Raumordnungspolitik verfolgen.

Einleitung

Städtische Gebiete sind weit über die territoriale Zuständigkeit ihrer Verwaltungskerne hinaus gewachsen (und sie wachsen weiter) und haben sich zu dicht besiedelten, bebauten und funktional vernetzten Stadtregionen entwickelt. Die Entwicklung städtischer und ländlicher Räume wurden lange als getrennte Themen der Raumplanung behandelt. In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings das externe SeiteKonzept der Stadt-Land-Beziehungen sowohl im akademischen als auch im politischen Diskurs als strategisches Ziel herauskristallisiert, um dieser neuen Realität gerecht zu werden und die Entwicklung von Stadtregionen integriert zu steuern. In diesem Dissertationsprojekt wird untersucht, inwieweit der Diskurs über Stadt-Land-Beziehungen in die Planungspraxis auf Stadtebene umgesetzt wurde. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf mittelgroßen Städten (sogenannten intermediären Städten), zu denen es bislang erst wenige Forschungsarbeiten gibt. Intermediäre Städte fungeren häufig als regionale Dienstleistungszentren, weshalb sie sich in der Regel durch starke Verflechtungen mit ihrem Umland auszeichnen. Ihnen wird eine externe Seitezentrale Rolle bei der Erreichung territorialen Zusammenhalts (cohesion) und im Bereich der Regionalentwicklung zugeschrieben. Dieses Projekt baut deshalb auf der Erwartung auf, dass intermediäre Städte in ihrer Raumplanung Stadt-Land-Beziehungen besondere Beachtung schenken.

Das Projekt trägt zu einem tieferen Verständnis des Konzepts der Stadt-Land-Beziehungen bei, das auf europäischer Ebene als wichtiger Bezugsrahmen für die Raumplanung und die Stadtverwaltung gilt. Es handelt sich um ein externes Dissertationsprojekt, bestehend aus einer Kooperation zwischen dem SPUR-Lehrstuhl an der ETH Zürich und dem externe SeiteInstitut für Vergleichende Föderalismusforschung von Eurac Research in Bozen, Italien. Das Forschungsthema ist mit dem Horizon 2020 Projekt "Local Government and the Changing Urban-Rural Interplay (externe SeiteLoGov)" des Instituts für vergleichende Föderalismusforschung verbunden.

Bolzano-Bozen (Italien) als Beispiel einer intermediären Stadt © timothyjosephthomas
Bolzano-Bozen (Italien) als Beispiel einer intermediären Stadt © timothyjosephthomas

Das Projekt

Die Forschungsfragen im Mittelpunkt dieses Dissertationsprojekts sind die folgenden: 

  • Inwiefern werden Stadt-Land-Beziehungen in der Raumplanung in intermediären Städten berücksichtigt?
  • Wie können wir Unterschiede in den Ansätzen erklären, die intermediäre Städte in Hinblick auf Stadt-Land-Beziehungen in der Raumordnung verfolgen?

Eine Berücksichtigung von Stadt-Land-Beziehungen in der städtischen Raumplanung erfordert es, ein dichotomes Verständnis von Stadt und Land als zwei entgegengesetzte Räume zu überwinden. Sie erfordert einen alternativen räumlichen Fokus der Raumordnungspolitik, der die externe SeiteStadtregion als physisch und funktional verbundenen, aber politisch fragmentierten Raum ins Visier nimmt. Städtische Behörden sind nicht die einzigen Akteure innerhalb von Stadtregionen, die Einfluss auf die Inhalte der Raumordnungspolitik nehmen wollen. Im Gegenteil sind Städte bei der Ausarbeitung und Verabschiedung von Raumordnungsentscheiden in ein Netz horizontaler und vertikaler Beziehungen zwischen Akteuren auf verschiedenen territorialen Ebenen eingebettet, die jeweils ein Interesse daran haben, an der inhaltlichen Ausarbeitung von Entscheidungen über die zukünftige Entwicklung der Stadtregion mitzuwirken. In diesem Dissertationsprojekt wird ein theoretischer Rahmen entwickelt und getestet, der Theorien der Raumplanung mit Erkenntnissen des externe SeiteMerhebenenmanagements (multi-level governance) verbindet und dadurch die verschiedenen formellen und informellen Einflussfaktoren identifiziert, die aufgrund dieser vielfältigen Vernetzungen auf städtische Raumordnungsentscheide einwirken. 

Das Projekt verfolgt einen Forschungsansatz nach dem mixed-methods Design, der eine umfassende statistische Analyse mit detaillierten Fallstudien kombiniert. Die erste, quantitative Phase des Projekts stützt sich auf eine Stichprobe von 133 intermediären Städten in 21 europäischen OECD-Ländern. Beobachtungsdaten zu den morphologischen, administrativen, wirtschaftlichen, sozio-demographischen, kulturellen und institutionellen Charakteristika städtischer Kontexte werden mit einer quantitativen Textanalyse aller von den Sample-Städten angenommenen Raumordnungsentscheide kombiniert, um einen vergleichenden Einblick in die verschiedenen Ansätze zu gewinnen, die in Hinblick auf Stadt-Land-Beziehungen in europäischen Städten verfolgt werden. Die zweite, qualitative Phase des Projekts vertieft die aus der quantitativen Analyse gewonnenen Erkenntnisse weiter in vergleichenden Fallstudien und insbesondere anhand von halbstrukturierten Interviews mit lokalen Planungsakteuren in vier europäischen Städten.



Mitarbeitende

Doctoral Candidate

Theresia Morandell
  • Detailseite

Raumentwicklung und Stadtpolitik
Stefano-​Franscini-Platz 5
HIL H 29.1
8093 Zurich
Schweiz

Supervisor

Prof. Dr. David Kaufmann
Assistenzprofessor am Departement Bau, Umwelt und Geomatik
Stellvertretender Leiter Inst. f. Raum- und Landschaftsentw. / Leiter Netzwerk Stadt u. Landschaft ARCH u BAUG
  • HIL H 29.3
  • +41 44 633 94 84

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